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Erstellt von Admin am Freitag, April 18, 2008 @ 12:30:20:

Lieber Markus,

anbei sende ich Dir meine Notizen (3 Aspekte), die ich mir zu Deinem untenstehenden, jüngsten Newsletter (red.Anmerkung: der mit dem Titel "Gemeinschaft der Machtlosen" gemacht habe und wozu ich weitere Ausführungen machen bzw. Gespräche anregen möchte:

1. Kapitalismus als 'süchtig machende Droge' zu betrachten, ist möglich, sofern die Definition von 'Sucht' etwas weiter gefasst wird, als es "wissenschaftliche Usanz" ist. Die Grenzen zwischen 'Gewohnheit, Abhängigkeit und Sucht' sind ja ohnehin nicht scharf fassbar, - eine entsprechende Begriffsklärung würde auf möglicherweise zu einem tieferen Verstehen des Ursprungs unserer Neigung zu Süchten und Abhängigkeiten führen und damit vielleicht auf Lösungswege hindeuten können.

2. Weil der Kapitalismus/Liberalismus - fälschlicherweise zum Teil - oft als Gegenpol des Sozialismus/Kommunismus empfunden wird, stellt sich damit aber die Frage: wenn Kapitalismus als Droge erscheint, als was zeigt sich der Sozialismus/Kommunismus? Dieser Fragestellung nachzuspüren, könnte sich als äusserst Aufschlussreich erweisen.

3. Gerade gesellschaftlichen Fragestellungen gegenüber hat sich das intellektuelle, materialistisch-naturwissenschaftliche Denken - das wir gemeinhin als ein objektives bezeichnen - als hilflos erwiesen, wenn nicht gar als ein viel Verwirrung und Unfrieden schaffendes. Der Fortschritt der Menschheitsentwicklung wird nur möglich werden durch eine Wandlung des Denkens (Pfingstereignis). Bausteine müssen wir sammeln für eine künftige "alchemistische Soziologie".



Erstellt von Admin am Montag, April 21, 2008 @ 17:11:57:

Lieber Alfred,

einige Gedanken, die mir zum Thema Kapitalismus-Kommunismus gekommen sind:

Analogie zwischen Kapitalismus und Alkoholismus:

Kapitalismus ist für mich hier mehr als einfach ein System des Wirtschaftens. Er steht auch für eine Geisteshaltung und ein Gesellschaftssystem der Dominanz. Ich meine damit eine quasi-religiöse Verehrung von dominanten Menschen, Menschen an der Spitze, von Menschen, die in der Lage sind oder scheinen, ihren "Willen durchzusetzen" und sich so "selbst" zu verwirklichen, Menschen, die "Gott spielen", über Leben und Tod anderer oder der anderen zu entscheiden und damit zum Maßstab für alle übrigen sich machen und gemacht werden. (siehe dazu die Arbeit von Genevieve Vaughan in ihrem Buch: "For-Giving" Kapitalismus ist für mich nur die aktuelle Ausprägung dieses Systems, das manche auch als Patriarchat bezeichen, das bis auf die Anfänge der sogenannten "Hochkulturen" vor 2-4000 Jahren zurückgeht und schon eine Vielfalt von Verwandlungen erfuhr. Das zentrale Problem bei dieser Art von Lebensweise und Gesellschaft damals wie heute ist, dass "Herrschaft" oder "Gott spielen" gesellschaftliche Leitline und Droge zugleich ist und damit anscheinend seit eben dieser Zeit nur Chaos und Zerstörung erzeugt.

Hört man so manche Berichte aus indigenen Kulturen, so muß man wohl annehmen, dass es vor unseren "Hochkulturen" doch ein vergangenes, altes "Goldenes Zeitalter" gab, wo es dieses Dominanzsystem nicht gab.

Dieses "Goldene Zeitalter" wurde vom Kommunismus seinerzeit und heute noch vom Kapitalismus versprochen. Es ist aber in Wahrheit wie beim Pyramidenspiel: Es lebt von der Illusion. Für die große Zahl der Mitspieler kommt der große Gewinn nie.

So wie Genevieve Vaughan am Beginn ihres Buches "For-Giving" schreibt, Kapitalismus und Kommunismus sind beide patriarchal, also dominanzorientiert. Kommunismus (der Realsozialismus, wie manche, das was wir hier kritisieren lieber nennen, die Kommunismus als positive Vision, vielleicht so wie wir hier die Idee des Lebens in Gemeinschaft aufrechterhalten wollen) ist ebenso technokratisch, mechanistisch, kontrollierend und herrschaftsorientiert.

Was ist die Alternative?

Was ich aus den mir bisher zugekommenen Mosaiksteinchen zusammenfügen kann:

Wir bauen neu eine Gemeinschaft auf bzw. lassen sie wieder von sich aus wachsen, indem wir auf spirituellen Grundsätzen unser Konzept von "Ich" bzw. "Selbst", unsere Lebensweise und unsere sozialen Formen aufbauen. Ich lehne mich dabei an den 12 Schritten der Anonymen Alkoholiker an, da sie das am meisten praxisorientierte spirituelle Programm sind, das mir bisher begegnet ist.

Ich glaube, wir kommen nicht darum herum, die Frage der Spiritualität wieder auch auf gesellschaftlicher Ebene zu stellen. Das bedeutet natürlich eine Menge Arbeit, alten Müll, der sich rund um religiösen und spirituellen Mißbrauch angesammelt hat, wegzuschaffen und den scheinbar oft verschütteteten Kern wieder auszugraben.

Was ist der Kern:

Es ist vielleicht mit dem Kapitalismus so wie mit dem Alkoholismus (wie die AA ihn verstehen): Er ist stärker als "menschliche" Macht. Wir können uns nicht aus eigener Kraft befreien. Wir müssen kapitulieren und dann mit all unserer Kraft uns mit einer "Kraft, größer als wir selbst" verbinden. Siehe dritter Schritt der AA: "Wir faßten den Entschluß, unseren Willen und unser Leben der Sorge Gottes, wie wir ihn verstanden anzuvertrauen". Das schreibt sich so leicht dahin und liest sich vielleicht ebenso. Ich persönlich habe da wenig Ahnung, wie das wirklich funktioniert. Ich bin aber recht beeindruckt, wie das von einigen langjährigen, amerikanischen AA-Mitgliedern auf folgendem Link, wo man die MP3 Tondokumente herunterladen kann, beschrieben wird:

http://www.xa-speakers.org/pafiledb.php?action=category&id=20&start=0&sortby=name

Unser Leben und unsere Gesellschaft, (indem wir mit unserem Teil beginnen, unsere Gemeinschaften) auf eine spirituelle Grundlage zu stellen, scheint zu bedeuten, tatsächlich sowas wie eine Beziehung zu Gott, wie sie/ihn jede und jeder versteht, auch tatsächlich zu entwickeln und zu pflegen. Das heißt dann auch, dass das nicht nur im ganz persönlichen privaten Seelenleben eine Bedeutung und einen Namen hat sondern auch bei allen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entscheidungen. Und es geht dabei darum, diese Beziehung an die erste Stelle zu stellen vor allem anderen bzw. unser Leben und unsere Beziehungen aus dieser Beziehung heraus zu verstehen.
So formulierte es einer dieser AA-Speaker: 2 possibilities: To play God or to seek God - 2 Möglichkeiten: "Gott spielen" oder "Gott suchen" .
Nun aber Schluß mit den vielen gescheiten Reden!!!! Würde mich freuen, beim Symposium viel von konkreten Erfahrungen zu hören und nicht so sehr neue Theorien.

mit lieben Grüßen

Markus





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