abgeschickt Donnerstag, April 16, 2009 @ 17:27:33
Die Wirkungsweise des Open Space
Allgemeines:
Ein Grundprinzip des Open Space ist Vertrauen darauf, dass die Veranstaltung, die Gruppe der versammelten Menschen, die Kraft für die Gestaltung des Zusammenseins in sich hat, wenn der Raum dafür offen bleibt (Open Space). Dieses Grundvertrauen und die Teilhabe an der Gestaltung beflügelt die TeilnehmerInnen in ihrer Aktivität und Kreativität gleich welchen Alters und welcher Bildung.
Es braucht nicht nur nicht eine Steuerung des Prozesses durch eine Veranstaltungsleitung sondern eine solche Kontrolle und Steuerung wird als hinderlich für die Bildung von Gemeinschaft und für die Lernprozesse verstanden. Dies bedeutet nicht, dass es keine Leitung gibt. Ihre Aufgaben sind andere, wie weiter unten beschrieben wird. Charakteristisch für diese andere Art der Leitung der Veranstaltung ist es, statt zu versuchen, Prozess und Ergebnisse der Veranstaltung unter Kontrolle zu bekommen, sich darauf zu konzentrieren, sich vom Prozess und der ganzen Gemeinschaft in einer Art bewussten oder auch unbewussten Dialog leiten zu lassen.
Dadurch, dass es keine Hierarchie von Podium und Publikum gibt, sondern alle Experten und auch ZuhörerInnen zugleich sind, wächst das Interesse und der Respekt zwischen den TeilnehmerInnen. Indem Lernen als ein ganzheitlicher und unendlich vielschichtiger Prozess verstanden wird, sind alle Begegnungen, Interaktionen und all die Erfahrungen der Menschen mit sich selbst beim Open Space Symposium von Bedeutung, die oft erst im Nachhinein deutlich wird.
Für innere und äußere Prozesse förderliche Umgebung:
Als VeranstalterInnen und ModeratorInnen versuchen wir, in jedem Open Space eine Umgebung zu schaffen, die möglichst vielen menschlichen Bedürfnissen entgegenkommt, um so gut, wie möglich, auf der inneren wie der äußeren Ebene einen authentischen Open-Space-Prozess zu fördern:
Gemeinsames Essen
Eine Gemeinschaft unterschiedlicher Generationen - Kinder sind beim Symposium sehr willkommen!
Spielbereiche für Kinder
Raum und Zeit für künstlerische Kreativität, insbesondere Bewegung und Tanz
Matten in jedem Raum, um sich auszuruhen oder für ein Nickerchen zwischendurch
Ein Fest am letzten Abend mit künstlerischen Beiträgen aus der Gemeinschaft selbst
Raum für Gebet und Meditation,
Raum für Ruhe und Entspannung
Raum und Begleitung auch für innere Gefühls- und Tiefenprozesse
ein Playground für ursprüngliches Spiel nach O. Fred Donaldson
eine Möglichkeit zum Spazierengehen,
eine Bibliothek zum ruhigen Lesen und Schreiben,
eine Cafeteria zum entspannten Plaudern zu zweit oder in kleinem Kreis
Aufgaben der Moderation:
Eine zentrale Aufgabe der Symposiumsmoderation ist es, durch ihre unmissverständlichen Aussagen, ihr eigenes Verhalten und ihre Einstellung wesentlich zu einem friedvollen Geist und einer Atmosphäre des Respekts und des Interesses füreinander beizutragen. Dazu werden neben den Open Space Prinzipien (Gesetz der zwei Füsse, 4 Prinzipien) im engeren Sinn einige Grundsätze für konstruktive Gemeinschaft, die ich in dem Text „Grundhaltungen für Gemeinschaft“ zusammengefasst habe, je nachdem wie es passt, am Beginn der Veranstaltung und / oder auch zwischendurch aus gegebenem Anlass in Erinnerung gerufen.
Wie bei der Moderation in den einzelnen Workshops (siehe Text zu Arbeitsweise des Open Space) ist es ihre / seine Aufgabe, auf Zeit, Raum, Gesprächstempo und Verständlichkeit zu achten und die Wortmeldungen entgegenzunehmen. Sie / er kann auch aufmerksam machen, wenn jemand andere abwertet oder interpretiert oder sonstwie davon abkommt, von sich zu sprechen. Wenn das Gespräch hitzig wird, kann sie / er bisher Gesagtes rekapitulieren, speziell nach den Anliegen fragen, die hinter vorgetragenen Ansichten stehen und so zu einem besseren Verständnis beitragen.
Bei der Moderation wird dem Prozess in gleicher Weise wie den Inhalten Raum gegeben.
Hummeln und Schmetterlinge:
Anhand der Symboltiere „Hummeln und Schmetterlinge“ wird Respekt für und Produktivität von Aktivität und Inaktivität sichtbar gemacht.
Siehe die Beschreibung ihrer Eigenarten in Anhangtext 1: „Hummeln und Schmetterlinge“
Wirkungen:
Ein starkes Gemeinschaftsgefühl entsteht. Ganz unterschiedliche TeilnehmerInnen mit sehr unterschiedlichen Beiträgen erleben ihre Beiträge als Bereicherung „des Ganzen“.
Den TeilnehmerInnen wird es erleichtert, ihre üblichen Rollen abzulegen bzw. ihre Rollen zu erweitern. Durch die Aufhebung der üblichen Hierarchie von Vortragenden und ZuhörerInnen kommen neuartige Lernprozesse in Gang.
Dr. Markus Distelberger