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Erstellt von Admin am Dienstag, April 29, 2008 @ 12:14:15:

Liebe LeserInnen des 7 G Netzwerk - Newsletter,

die Vorstellung in Sobonfu Somé´s Stammeskultur von den Alten und den Jungen als die Säulen der Gesellschaft hinterläßt einen nachhaltigen Eindruck bei mir. Ich betrachte unsere Gesellschaft vor dem Hintergrund dieser Vorstellung und sehe, daß wir zwei Brüche in unserer Gesellschaft haben: Einen Bruch in der Pubertät und einen beim Austritt aus dem Berufsleben. Es wird da eine Verbindung, ein natürlicher Fluß unterbrochen. In der Pubertät wird das "neue Wissen", das die Jungen mitbringen, nicht wirklich willkommen geheißen. Wo ist bei uns die liebevolle Begleitung von pubertierenden jungen Menschen, in der sie nach "ihrer Aufgabe" gefragt werden, mit der sie in die Welt gekommen sind und ermutigt werden, sie in ihr entstehendes "Erwachsenen"-Bewußtsein zu holen. Steht bei uns nicht vielmehr die Anpassung der jungen Generation an vorhandene gesellschaftliche Strukturen und Handlungsmuster im Vordergrund? Wo sind die Jungen, die wirklich erwachsen werden wollen? Und wo wird nach dem Wissen und der Weisheit gefragt, das Menschen nach 60 und mehr Jahren Leben gefunden und erarbeitet haben? Wo und wie werden bei uns Menschen beim Übergang in die neue Lebensphase als Älteste bewußt begleitet und vorbereitet? Wo gibt es bei uns die "Ältesten" als gesellschaftlich anerkannte "Institution"? Wo sind die Ältesten, die wirklich Älteste sein wollen?
Wenn wir an dem Punkt, wo die Älteren wirklich was zu sagen haben, nicht zuhören und immer wieder von vorn anfangen ohne uns darum zu kümmern, was und wie die Generationen vor uns im Laufe ihres individuellen Lebens manches bearbeitet haben, brauchen wir uns über einen oft destruktiven Wiederholungszwang nicht wundern.

Welch faszinierende Aussichten für eine gute Zukunft unserer Gesellschaft eröffnen sich, wenn wir das gesellschaftliche Wissen indigener Kulturen wie zum Beispiel von dem Volk der Dagara aus Burkina Faso, aus dem Sobonfu kommt, bei uns (wieder)integrieren und genau diese Brüche heilen. Dazu brauchen wir Gemeinschaft und geschützte Frei-Räume. Jede Generation braucht dies auch je für sich und einen "ununterbrochenen" Austausch mit den anderen Generationen im Rahmen einer größeren Gemeinschaft.

In diese Richtung zu arbeiten, versuchen wir mit unseren "Gemeinschaftstagen" nächste Woche, die mit dem Vortrag von Sobonfu Somé am Donnerstag, den 22. Nov. 19.30 im Volksheim Herzogenburg beginnen.

mit freundlichen Grüßen

Markus Distelberger

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„Weisheit und Wissen von Alten und Jungen“

Vortrag von Sobonfu Somé, Angehörige des Stammesvolkes der Dagara, Burkina Faso, Westafrika / USA:

Do. 22. November 19.30 Uhr in Herzogenburg, Volksheim, Auring 29

"Kinder in der Gemeinschaft mit anderen

Es ist Kindern ein natürliches Bedürfnis, in Gemeinschaft mit anderen zu sein, ob diese Gemeinschaft nun aus Erwachsenen oder anderen Kindern besteht. Das Ichbewußtsein eines Kindes wird von der Gemeinschaft getragen. Ihre Seelen und ihr Ichgefühl blühen in der Gemeinschaft auf. Wir stellen manchmal fest, daß Kinder die wichtigste Zuwendung von anderen Kindern erhalten. Das sieht man im Dorf an der Art, wie Kinder miteinander umgehen - die Liebe eines Kindes zu einem anderen kann durch nichts ersetzt werden. Kinder können auf eine Art miteinander sprechen, wie es Erwachsenen nicht möglich ist. ......

Kinder sind direkte Boten der spirituellen Welt. Sie bringen Nachrichten, die für unser Wohlergehen wichtig sind. Deswegen nehmen die Ältesten und Großeltern ihre Beziehung zu Kindern so ernst - denn sie halten Botschaften für uns bereit, die die Ältesten entschlüsseln müssen.

Zusammen mit den Ältesten und Großeltern schaffen Kinder ein stabiles Umfeld, in dem die Erwachsenen leben und ihren Aufgaben nachgehen können. Die Ältesten und die Kinder bilden das Rückgrat einer Gemeinschaft, den fruchtbaren Boden, auf dem viele wundersame Dinge gedeihen können. .....

Wie stark und bodenständig eine Gesellschaft ist, zeigt sich darin, ob die Beziehung zwischen den sehr Jungen und den sehr Alten funktioniert.

Um Kindern beim Aufwachsen und der Entwicklung ihres wahren Wesens zu helfen, müssen wir sie aus einem anderen Blickwinkel als immer nur von oben betrachten. .... Wir dürfen sie nicht als Besitztümer oder Gegenstände betrachten, sondern als weise Menschen, als Seelen, die uns etwas zu geben haben. Wenn Kinder erkennen, daß auch sie einen Beitrag leisten können, macht dies einen riesigen Unterschied in ihrem Selbstverständnis. Kinder, die sich ihres eigenen Wertes und ihrer Gaben bewußt sind, haben der Gemeinschaft und der Welt etwas zu geben und können aus ganzem Herzen am Gemeinwohl mitwirken. .....

Im Dorf sagt man, Kinder seien die besten LehrerInnen.....Als Erwachsene verschließen wir vielleicht vor gewissen Dingen unsere Augen, aber Kinder tun dies nicht. Wenn sie reden, sagen sie die Wahrheit.

Welche Stärke liegt darin, ohne Angst die Wahrheit zu sagen!"

Zitiert aus Sobonfu Somé, In unserer Mitte - Kinder in der Gemeinschaft, Orlanda Verlag



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