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Wolfgang Sechser Erfahrungen mit dem Neuen Wirtschaften Druckbare Version anzeigen
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abgeschickt Dienstag, April 29, 2008 @ 11:44:13  

Erfahrungen mit dem Neuem Wirtschaften

> ….Ja das gemeinsame Wirtschaften und die Entmythifizierung
> von Geld ist ein ganz wichtiger Auftrag für mich, dem
> ich mich gerne und auch immer wieder nicht so gerne
> hinzugeben versuche.
>
> Meine persönlichen Erfahrungen mit der
> Einkommensgemeinschaft waren intensiv und ambivalent.
> Wir hatte die Grundlagen der Commende noch einmal
> experimentell verändert und ohne jegliche
> wirtschaftliche Auswahlkriterien, ohne buchhalterische
> Regeln versucht einen ständigen "Markt des
> Fähigkeiten-Tauschens" zu gestalten. Daneben haben
> und wollten wir unsere jeweiligen Bedürfnisse in
> diesen Markt Hineingeben, gegenseitig auch wirtschaftlich
> tragen und so ein Bedürfnisseinkommen sichern.
>
> Es waren in der Entwicklung sehr intensive und kontroverse
Prozesse, die mich menschlich geschärft, entwickelt und
> geöffnet haben. Die Gruppe hat sich vor zwei Monaten
> nun verändert in eine eher an Selbsterfahrung orientierten
Gruppe. Gleichzeitig entsteht nun ein neues Projekt, die
> Wirtschaftsgemeinschaft "Der Zehnte", an dem einige der
Einkommler wieder mit machen wollen.
>
> Für mich persönlich waren wir von Anfang an zu wenig
> ausgeglichen in unserer Intention. Der weit aus
> größere Teil der Gemeinschaftler kam bereits mit
> konkreten wirtschaftlichen Bedürfnissen und
> unerfüllten Projekten - und erwarteten mehr oder
> weniger Hilfe. Der visionäre Gedanke, ein über die
> eigene Bedürfniswelt hinaus wirkendes Schöpferrad zu
> kreieren, war so schnell überlastet. Wir hatten
> einfach kein Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen,
> so dass die persönlichen Belange und Forderungen immer
> mehr in den Mittelpunkt gerieten. Letztlich erfuhr ich
> so Hemmungslosigkeit in seinen beiden Seiten: Das
> wunderbar offene Zeigen - auch im Zusammenhang mit
> Geld und all` seinen Besetzungen wie Scham, Schuld,
> Opfer und Täter- öffnete die Menschen, uns und weitete
> den Raum in Vertrauen. Die Hemmungen durften sich
> verlieren. Gleichzeitig sind bei Menschen auch viele Jahre
Wünsche, Bedürfnisse und Opfer-Verhalten, wie gestaut
- und ergießen sich dann auch hemmungslos in einem
> "haben wollen". Das „Ich“ wird in den Mittelpunkt
> gestellt. Wir waren in diesem Sinne auch "extrem"
besetzt, mit großen Unterschieden im Lebens-,
> Übungs- und Wirtschaftsweg. Diese großen
> Unterschiede waren wohl für unser absolut freies
> Experiment zu viel – ich persönlich kam an eine innere
Grenze. Die Eigen-Beschau hat mir auch gezeigt, wo ich mich
unklar, mit Erwartungen und anfänglich vielleicht zu
gönnerhaft aufgestellt habe - und damit anderen den Weg
in die Verbindlichkeit, in die Achtung und Ihren eigenen
ethischen Schöpferraum erschwert habe.

Für mich ergeben sich heute aus unserer "mutigen" Zeit
> ganz wichtige Schlüsse. In der neuen Wirtschaftsgemeinschaft
"Der Zehnte" versuche ich dies nun einzubringen.
Insbesondere geht es um den persönlichen Übungsweg
von "Geben" unabhängig wie sehr sich jeder evt. als Opfer fühlt
- und gleichzeitig um die verbindende Erfahrung des gemeinsamen
> Wirtschaften, ohne dass die Ausgangsbasis wirklich
> eine Rolle spielt: Jeder, ob Harz IV Empfänger oder
> Gutverdiener gibt den Zehnten Teil seines Einkommens
> in einen gemeinsamen Topf und erfährt so sich als Teil
> einer gebenden Gemeinschaft. Interessant ist dabei, wie
sehr wir dabei mit unseren Verdrängungssystemen konfrontiert
werden: Die meisten Menschen können sich zuerst einmal nicht
vorstellen überhaupt etwas „übrig zu haben“. Es scheint alles
bis zum „Anschlag“ verplant zu sein. Wenn denn schon der innere
ethische Anspruch befriedet werden soll, dann bitte freiwillig,
vielleicht als Spende. Dies erscheint mir zwangsläufig in einer
„Entlöhnungswelt“, in der wir vieles nur machen um zu „überleben“,
um uns „durchzuschlagen“ oder „um es irgendwann einmal besser zu haben“.
In dieser Vorstellungswelt sind wir immer selbst „Opfer“ und bemüht uns
selbst zu retten oder durchzusetzen. Die Erfahrungen, Erweiterungen einer
Kultur des „freiwilligen Schenkens und Gebens“, die einen inneren Frieden
mit Geben und Nehmen voraussetzt, sind in unserer Kultur nicht mehr
präsent.

In unserer Gruppe treffen wir uns regelmäßig, gehen in "Kontakt", bauen > Vertrauen auf und tauschen uns in unseren Belangen, Ängsten,
> Wünschen und Träumen aus. Sollte jemand eine
> wirtschaftliche existentielle Not haben stellt er
- ähnlich dem Artabana System- ein Nothilfegesuch an die
Gruppe. Ohne Bewertung des Gesuches entscheidet jeder einzelne
der Gruppe für sich, in wie weit er überhaupt geben möchte.
Anschließend wird dann nach einer Konsensentscheidung eine
Unterstützungssumme aus dem "Topf" an den Antragssteller übertragen.
Es gibt dabei keinen Anspruch und die absolute Freiwilligkeit
ist wesentliche Voraussetzung. Nothilfegesuche sollen die
Selbstverantwortung und Verantwortung gegenüber dem Anderen
schärfen - und nicht die vielfältigen persönlichen Bedürfnisse
und Projektwünsche betreffen.
>
>
Am Ende des Jahres wird wiederum der "Zehnte Teil"
> des Guthabens nach Außen verschenkt - also gemeinsam
> soziale Projekt, die nichts mit uns zu tun haben,
> bedacht. Auch hier wird jeder das erweiternde Gefühl
> des Gebens erfahren, ohne dass dieses Geld einen persönlichen
> Besitzanspruch bekommt. Die Unterstützung ist so zu
> sagen der beginnende schöpferische Akt der Gemeinschaft.
Wichtig ist, dass auch hier Geld nur als Impuls, als Initiation
eines selbstverantwortlichen Prozesses bei den „Bedachten“
gesehen wird. Es könnte z.B. eine Teilzeitstelle unterstützt werden,
die dann gezielt bestimmte Menschen fördern kann. Oder wir bauen
ein eigens soziales Projekt auf.

> Ein weiterer Teil des Jahresgeldes wird zur Förderung
> von Projekten in der Gruppe verwendet, so dass eine
> Art Wirtschaftsfond entsteht. Jeder Gruppe –es sollen
wie bei Artabana viele Gruppen gebildet werden- steht es
> frei die Anteile der verschiedenen "Ausschüttungen" zu
> erhöhen - je nach der gewachsenen Verbundenheit und
> dem steigenden Vertrauen. Interessenten an der
> Gemeinschaft, die persönlich (Konsensentscheidung) in
> der Gruppe aufgenommen werden würden, allerdings
> bereits vor Einstieg in Not sind, können vor der
> Aufnahme z.B. durch diesen Zehnten unterstützt werden.
>
> Aus dem "Miteinander in Kontakt gehen" und der
> gemeinsamen Erfahrung von "Geben" können dann auch weitere
> gemeinsame Projekt entstehen und gefördert werden:
> Z.B. unser Kaufhaus ohne Preise, ein Fähigkeiten
> Tausch-Börse, gemeinsamer Grundeinkauf und ähnliches...
Die Entwicklung der Gruppe kann so mehr integral und
fließend stattfinden und wird nicht durch eine theoretische
Vorstellung in ihrer natürlichen Entwicklung überlastet.
>
>w.s. Feb08

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