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Marianne Gronemeyers Plädoyer für die Ohn-Macht Druckbare Version anzeigen
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abgeschickt Donnerstag, April 5, 2007 @ 17:20:49  

Aus Marianne Gronemeyer,

Soziale Bewegungen zwischen Ohnmacht und Gegenmacht.
WEF Salzburg 2002

Macht, wie pompös sie sich gebärdet, wie grandios sie Respekt erheischt,
ist doch außerordentlich anfällig. Sie ist auf Gedeih und Verderb
angewiesen auf die Kollaboration der Machtunterworfenen. Ohne daß diese
sich als Beherrschte zur Verfügung stellen, ist die Macht buchstäblich
nicht existent. Nichts von dem zu begehren, was die Macht verwaltet,
gefährdet sie viel nachhaltiger als jede noch so gut organisierte
Gegenmacht. Gegenmacht erkennt die Macht in ihrem aufgeblähten Anspruch
an. Was ich bekämpfe, habe ich in seiner Existenz bereits akzeptiert.
Ohnmächtiger Widerstand ignoriert den Anspruch der Macht auf
Weltbeherrschung. Gegenmacht liest ihre Fälligkeit immer an den
Herrschaftsakten des Gegners ab, bleibt im Bann der Spielregeln, die die
Macht diktiert. "Ich habe noch nie gesehen, daß jemand die Macht
attackiert, ohne sie für sich zu wollen, und die religiösen Moralisten
sind darin die Allerärgsten", schreibt Elias Canetti. Ohn-mächtiger
Widerstand tut es den Bakairi gleich: "Wenn die Bakairi mit ihrem
Häuptling unzufrieden sind, verlassen sie das Dorf und bitten ihn,
allein zu regieren." (E. Canetti)

Ohn-mächtiger Widerstand ist freilich nicht so vergnüglich, wie es
klingen mag. Der große Alexander hätte den Philosophen, der ihn bat, aus
der Sonne zu gehen, mit einem einzigen Machtwort auslöschen können.
Auslöschen? Eben nicht. Er hätte ihn physich vernichten können. Er hat
eingesehen, daß er besser daran tat, von seiner Blamage nicht viel
Aufhebens zu machen, um seines Rufes als Weltbeherrscher willen.

Er mag gehofft haben, daß sich die Niederlage nicht herumspricht. Sie
hat sich dennoch herumgesprochen und nun schon beinah zweieinhalbtausend
Jahre der Auslöschung widerstanden. Sie ist immer noch beispielgebend.
Aber es bleibt doch richtig: ohnmächtiger Widerstand ist
lebensgefährlich. Die Macht wird nicht tatenlos zusehen, wenn sich ihr
Gegenüber entzieht und sie buchstäblich in Nichts aufgelöst wird. "Du
kannst mich natürlich vernichten, aber beherrschen kannst du mich
nicht", das ist die Haltung, die Diogenes, Jesus und Gandhi uns lehren.
Unterhalb dieser Schwelle äußerster Radikalität und Selbstgefährdung
aber kann der ohn-mächtige Widerstand unsere soziale Phantasie auf eine
Weise beflügeln, wie es der gegenmächtige Widerstand nicht kann. Witz
wäre gefragt, List, Subversion, Satire und - letzter Ernst.

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